„Wäre die Erde eine Patientin, so läge sie im kritischen Zustand mit Multiorganversagen auf der Intensivstation“, erklärten klimabewegte Gesundheitsberufler*innen, die bei Health for Future bzw. der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit aktiv sind beim Globalen Klimastreik am 23.09. Das Bild der Erde als Intensivpatientin, die nicht nur an der menschengemachten Klimakrise, sondern an den vielen komplexen Folgen unseres destruktiven Umgangs mit ihr – man denke an den Verlust der Biodiversität oder die Verschmutzung von Gewässern und Böden – leidet, erinnert uns daran, wie wir im Gesundheitssystem handeln würden: sofortige Notfallmaßnahmen zur Stabilisierung der Patientin, gründliche Diagnostik und Therapie.
Dabei sind es wir Menschen, die selbst mit der Erde auf der Intensivstation liegen. Die Überschwemmungen in Pakistan haben vielen Millionen alles genommen und drohen nun durch die Verbreitung von Krankheitserregern sowie Ernteausfällen eine multidimensionale Gesundheitskrise zu verursachen. Auch hier in Europa haben wir diesen Sommer die Auswirkungen der Klimakrise am eigenen Leib zu spüren bekommen. Zehntausende Opfer wird die Hitze in Europa gefordert haben, von den wirtschaftlichen Folgen von Dürre und Ernteausfällen ganz zu schweigen.
Sowohl in den Medien als auch im Gesundheitswesen werden die gesundheitlichen Auswirkungen der Klimakrise immer klarer benannt. Mit dem Konzept der planetaren Gesundheit (Planetary Health) hat sich mittlerweile ein Konzept etabliert, das die Zusammenhänge zwischen den ökologischen Belastungsgrenzen, dem sozialen Fundament sowie den ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen analysiert. Wie verschärfen die ökologischen Krisen Armut, Konflikte und Marginalisierungen? Wie sähe ein internationales Migrationsabkommen aus, das das Wohlergehen und die Gesundheit von geflüchteten Menschen und Migrant*innen vor allem angesichts zunehmender klimabedingter Migrationsbewegungen sicherstellt? Mit welchen Instrumenten können gesundheitliche Folgen von Luftverschmutzung, Lärm, Hitzeinseleffekten und Treibhausgasemissionen in verkehrspolitische Entscheidungen eingepreist werden? Fragen wie diese werden angesichts der multiplen Krisen, die sowohl akute als auch langfristige grenzen- und disziplinübergreifende Lösungen verlangen, immer drängender.
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