Zwangsarbeit – Humanexperimente – „Euthanasie“: Erinnerungskultur und Ethik nach dem Ärzteprozess?

Vortrag | Sa. 17:15 Uhr | Prof. Andreas Frewer

Als vor 75 Jahren im Schwurgerichtssaal 600 (heute „Memorium“) der erste Prozess der zwölf Nachfolgeverfahren gegen 23 Personen im Kontext der Verbrechen im Gesundheitswesen zu Ende ging, waren trotz der kurzen Vorbereitungszeit ungeheuerliche Formen einer „Medizin ohne Menschlichkeit“ offengelegt worden. Häufig standen die brutalen NS-Humanexperimente an KZ-Gefangenen im Fokus, die sogenannte NS-„Euthanasie“ war im Detail noch wenig erforscht, das Gebiet Zwangsarbeit in Bezug auf die Medizin kaum bearbeitet. In welcher Weise hat sich in den letzten Jahrzehnten eine „Erinnerungskultur“ als Quintessenz von Medizingeschichte und Ethik entwickelt? Was heißt dies für die Praxis? Die Deklaration von Helsinki/Tokio und die Entwicklung von Ethikkommissionen, die umfangreiche historische Aufarbeitung sowie die Implementierung von Ethikkomitees in Kliniken u.v.m. haben Lehren aus „Nürnberg“ gezogen, auch wenn sich immer wieder Spannungen bei der Erinnerungskultur zeigen.

Welche Erkenntnisse ergeben sich bei der Bearbeitung im Detail? Welche Herausforderungen für die ethische Kultur im Umgang mit Geschichte stehen auch in Zukunft an, wenn Zeitzeug*innen nicht mehr selbst sprechen können? An ausgewählten Beispielen werden Probleme und Perspektiven diskutiert.

 

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Medizin und Gewissen

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